Ein Bericht von Paola Lehmann Gamez
Mit einem Paukenschlag begann die Veranstaltung „Chancen und Risiken der digitalen Revolution“, die vom Ost West Wirtschaftsforum ausgerichtet wurde. Die Botschaft des Referenten Andreas Keck war klar: Die digitale Revolution ist da. Sie ist keine Zukunftsmusik, sondern an vielen Stellen bereits Realität. Ist Bayern darauf vorbereitet? Ganz klar – Nein! Allerspätestens jetzt müssen wir uns fragen, wie wir mit diesem Wandel umgehen wollen.
Führende Unternehmen wie Quelle und Neckermann
haben bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was passiert, wenn man einen
Umbruch schlichtweg verschläft – das Aus.
Dinge, die jetzt an Bedeutung gewinnen, wie
Blockchain und Smart Contracts dürfen keine Fremdwörter bleiben. Wir alle
müssen uns den Herausforderungen der Digitalisierung stellen, um unseren
Wohlstand nicht zu verlieren.
Aber auch der Staat hat einiges zu tun. Unsere digitale Infrastruktur ist noch nicht mal mittelmässig und in Sachen eGovernment sind wir Entwicklungsland.
Viele fürchten sich vor Technik in jeder Lebenslage. Doch so weit entfernt von dieser Vision leben wir nicht mehr. Es gibt bereits eine Reihe von Assistenzprogrammen, die die analytische Arbeit von Anwälten oder Ärzten übernehmen. Und neben solchen Algorithmen müssen wir uns auch über die Existenz von Künstlicher Intelligenz im Klaren sein, die selbstlernend ist. Das bedeutet, sie ist noch leistungsfähiger und wird weitere Stellen ersetzen, die aktuell von Menschen besetzt sind.
Wirft man einen Blick nach Japan, stellt man fest, dass es dort für den Beruf des Altenpflegers robotische Hilfskräfte gibt. Pflegekräfte haben dadurch mehr Zeit um Gespräche zu führen und den Patienten Gesellschaft zu leisten. In unserer Gesellschaft wird die Idee von Robotern als Assistenten in der Pflege mehrheitlich abgelehnt. Schade eigentlich.
Doch können Maschinen den Menschen ersetzten? Die Kontroverse um diese Aussage war nicht nur am Montag im Hofbräukeller enorm. Kann das Menschliche, das Schöpferische, das Innovative, das Empathische je durch Maschinen ersetzt werden? Eher nicht. Aber denoch werden sich unsere Jobs und unser Leben ändern. Die Augen vor anstehenden Veränderungen zu verschliessen war noch nie eine gute Idee – Quelle grüßt an dr Stelle.
Es ist strategisch klüger – und in meinen Augen unabdinglich – jede mögliche Zukunft in Betracht zu ziehen, um sich vor einem bösen Erwachen wappnen zu können. Deshalb müssen wir uns fragen: Wer sind die Menschen hinter den Maschinen? Oder besser noch: Wer sind die Menschen von morgen? Und wie müssen die Menschen von morgen ausgebildet sein?
Hierzu braucht es eine Schulreform. Es ist
wichtig, zu erarbeiten, welche Ansprüche wir an uns und unsere Folgegeneration
richten müssen und welche Schwerpunkte es zu setzten gilt. Es gibt hier ein ganz klares Rennen zwischen
Wissen und Skills. Und welche sind zu priorisieren, wenn wir uns für Skills
entscheiden? Sollen wir uns auf MINT-Fächer fokussieren und welche Bedeutung haben humanistische Lehren? Egal was es zu verändern
gilt, es mangelt nicht an Handlungsbedarf! Und in jedem Szenario wird eins
entscheidend sein: die Kreativität des Individuums. Am Ende der Ausbildung muss
jeder querdenken können, kreativ- und digitalfit sein, um in einer modernen, digitalen
Welt mithalten zu können.
Interessanterweise, kann auch die Technik ein
Pfeiler sein, auf den die „neue Art zu lernen“ fußt. Denkt man an den Einsatz
von Virtual Reality, ist es in Zukunft beispielsweise möglich, einen Erste-Hilfe-Kurs
zu absolvieren, der realistische Szenarien ohne großen Aufwand und ohne Risiko probt.
Skills können so in fast allen Bereichen in ganz neuem Ausmaß erworben werden.
Ein weiteres Schlagwort in Sachen Industrie 4.0 ist agiles Projektmanagement. Hier zeigt sich, dass Flexibilität und Dialogfähigkeit die Tugenden der Zukunft sind. Gerade in Deutschland erleben wir in Bezug darauf ein großes Mentalitätsproblem. Der komplexe und bis ins Detail ausgeklügelte Plan steht über Entscheidungsfindung, die sich flexibel an wechselnde Parameter anpasst. Agilität ist in vielen anderen Ländern längst viel intuitiver. Darum darf nicht nur an die neue Generation appelliert werden – jetzt müssen wir unsere Methodik anpassen!
Uns muss klar sein, dass es in schnellen Zeiten von globalem Wettbewerb nicht reicht, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Bayern muss bei der Digitalisierung vorne mitspielen und sich nicht alleine auf seine alten Stärken verlassen, sonst wird es den Anschluss an die Welt verlieren.
Wie Andreas Keck es trefflich formulierte: „Bewahren wollen ist der falsche Ansatz! Wir müssen im übertragenen Sinn wieder zum Mond fliegen wollen!“
Letztendlich liegt es an uns, ob wir an der digitalen
Revolution scheitern oder sie meistern. Andreas Keck hat uns alle motiviert am Meistern zu arbeiten. Danke dafür.