Digitales Bayern – wie wir die Zukunft nicht verschlafen dürfen.

05.01.2018
Andy Keck
Digitales Bayern – wie wir die Zukunft nicht verschlafen dürfen.

In den 50er und 60er Jahren hat Bayern den Wandel von einem Agrarland zu einem weltweit führenden Standort für die Industrie, aber auch für das Handwerk gemeistert.

Jetzt stehen wir vor der nächsten Herausforderung: 

Die Digitale Revolution.

Sie wird unsere wirtschaftliche Basis kräftig durchrütteln und kaum einen Stein auf dem anderen lassen. Disruptive Geschäftsmodelle werden ganze Branchen killen, zehntausende von heute noch gut bezahlten Arbeitsplätzen sind in Gefahr. Künstliche Intelligenz, 3D-Druck und Roboter werden menschliche Arbeits- und Denkkraft in vielen Bereichen überflüssig machen. Dieser Wandel betrifft auch Arbeitsbereiche, die aus heutiger Sicht nur von Menschen gemacht werden können. Aber wer braucht noch Rechtsanwälte, wenn mit allen Gesetzen der Welt gefütterte künstliche Intelligenz die Ergebnisse automatisch ausspucken? Wer noch Maler, Mauerer oder Fliesenleger, wenn Roboter das autonom können. Computerprogramme sind heute schon vielfach besser als Ärzte, wenn es um zielgenaue Diagnosen oder Operationen geht. Architekten kann man sich überwiegend sparen, wenn Computerprogramme auf Grund spezifischer Vorgaben die bestmöglichen Entwürfe präsentieren und diese dann automatisiert im 3D-Druck hergestellt werden. Wenn autonome Elektroautos erstmal die Straßen bevölkern, werden menschliche Arbeiter in den Fabriken aber wohl auch in der Entwicklung weniger Arbeit haben, Chauffeure, Bus- und LKW-Fahrer sollten sich schon jetzt neue Jobs suchen. Aber auch Manager, Analysten, Makler, Banker, Versicherungsvertreter und Finanzberater sollten sich klar machen, dass Ihre Jobs hochgradig gefährdet sein werden.

Natürlich werden auch neue Jobs entstehen. Und Menschen werden neue Wege finden, sich nützlich zu machen. In allererster Linie werden das Jobs sein, die etwas mit Kreativität, Empathie oder eben der Entwicklung und Steuerung von digitalen Prozessen zu tun haben. Unsere Kinder bereiten wir allerdings auf diese Zukunft nur sehr ungenügend vor.

Die digitalen Hotspots der Welt liegen aber nicht in Bayern, sie sind im Silicon Valley, in Israel, in Singapur und vielleicht noch ein wenig in Berlin. Bayern muss aufpassen, dass "Laptop & Lederhose" nicht zum bloßen Werbespruch wird. Heute sprudelnde Steuerquellen könnten versiegen, aus einem reichen Bundesland Bayern würde das nächste Sorgenkind Europas werden. Soweit darf es nicht kommen. Deswegen müssen wir jetzt die Weichen richtig stellen.

Die mobilen, digitalen Unternehmen nutzen den internationalen Steuerwettbewerb schamlos aus. Ihre europäischen Firmensitze sind in Irland und nicht in München, weil sie dort, wenn überhaupt, nur ein Drittel der Steuerlast schultern müssen und so mehr Kapital für neue Investitionen bleibt. Diesem Wettbewerb müssen wir uns auf allen seinen Ebenen intelligent stellen.

Unsere Bürokratie vertreibt junge Unternehmer – sie gründen lieber woanders, wo es schneller, billiger und nervenschonender geht. Die entsprechenden Arbeitsplätze folgen ihnen. Zurück bleiben die alten Eliten, die Mittelschicht von heute, die sich über ihren Wohlstand freut und kaum ahnt, was die Zukunft ihnen antun könnte. Wie sich ehemals blühende Regionen bei falschen Weichenstellungen entwickeln können, kann man heute schon sehen in Teilen des Ruhrgebiets oder fast schon prototypisch in der früheren Auto-Boomtown Detroit.

Uns geht es (noch) gut, aber für die digitale Zukunft fehlt es an wesentlichen Bedingungen. Welche das sind, habe ich in einem Positionspapier zusammengefasst: 

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