Smart statt hart. Anregungen für Lockerungen bzw. Beendigung des Lockdowns.

10.02.2021
Andy Keck
Smart statt hart. Anregungen für Lockerungen bzw. Beendigung des Lockdowns.

Inzidenzwert, R-Wert und freie Notfallbetten beschäftigen uns seit fast einem Jahr. Corona hat uns im Griff. Zeit, die aktuelle Strategie bezügl. des Lockdowns in Frage zu stellen und alternative Optionen zu diskutieren.

Im Kern geht es– nur zur Erinnerung – nicht darum, Ansteckungen grundsätzlich zu vermeiden (was schlicht unmöglich wäre) sondern darum, besonders gefährdete Menschen zu schützen und im Zweifel die Krankenhäuser nicht zu überlasten.

Die aktuelle Strategie dazu ist: Kontakte minimieren, bei noch notwendige Begegnungen AHA Regeln beachten (Hygienekonzepte), in Einzelfällen vorbeugende Quarantäne bei z.B. Reiserückkehrern und im Infektionsfall eine Kontaktnachverfolgung mit Quarantäne um die Ansteckungskette schnell unterbrechen zu können. Und selbstverständlich schnell und viel zu impfen, damit eine breite Immunität in der Bevölkerung erreicht wird. Alles prinzipiell richtig.

Der Lockdown dient dabei der Kontaktminimierung. Leider aber mit sehr pauschalen Regeln ohne Berücksichtigung einer Höhe des Ansteckungsrisikos. Beispiel: Alle gastronomischen Betriebe sind geschlossen. Selbst solche mit modernsten Luftfiltern und möglichen Abständen weit über 3 Meter. Ähnlich schaut es im Einzelhandel aus. Es wird pauschal geschlossen ohne Berücksichtigung des tatsächlichen, spezifischen Risikos.

Lasst uns cleverer, spezifischer handeln!

Einfach alles zusperren mag ja zu Anfang der Pandemie noch das einzig probate Mittel gewesen sein. Aber nach einem Jahr  könnte man langsam zu differenzierteren Konzepten greifen. Wie wäre es z.B. mit einer Luftreinheitsampel, die Raumgrösse, Besucherzahl und Filterleistung einer ggf. vorhanden Belüftung erfasst und daraus Regeln für den Betrieb ableitet?

Schulen und Kitas als erstes öffnen?

Es ist verständlich, dass viele die Schulen und Kitas als erstes wieder öffnen wollten. Aber auch hier sollten die örtlichen Gegebenheiten stärker berücksichtigt werden – siehe Luftreinheitsampel. Und es sollte hier endlich aufgerüstet werden. In die Luftqualität – aber nebenbei bemerkt – auch in die Lehrqualität! Stichworte sind: remote Learning, Blended Learning oder auch hybrider Unterricht. Ein zurück zum gestrigen Normal sollte es nicht geben. Denn das war bezüglich Digitalisierung gruselige Kreidezeit. Aber das ist ein eigenes Thema.

Super peinlich: die Corona App

Ein anderes überaus peinliches Thema ist die Corona-App. Eigentlich eine exzellente Idee, die ihre Wirkung dank eingeschränkter Funktionalität und falsch interpretiertem Datenschutz nie entfalten konnte. Sie könnte die Nachverfolgung auf einen Schlag super easy machen und die Gesundheitsämter deutlich entlasten. Man müsste sie nur „scharf“ stellen. Was soviel heisst wie die Anonymität im Infektionsfall für die zuständigen Behörden aufheben, alle Information zu Tests und Impfung integrieren (quasi als Imp- und Testpass) und ihre Nutzung z.B. beim Besuch von Geschäften und Gastronomie verbindlich machen. Die damit verbundenen Einschränkungen der informationellen Selbstbestimmung müssen selbstverständlich so gering wie möglich und zeitlich befristet sein. Aber lieber etwas weniger Datenschutz als solch deutliche Einschränkungen wie sie der Lockdown bedeuten.

Unterm Strich bleiben folgende Forderungen:

  1. Schliessungen bzw. spezifische Hygienekonzepte vom spezifischen Risiko einer Ansteckung abhängig machen (Luftreinheitsampel). Grundsatz: Öffnen darf, wer entsprechende Bedingungen erfüllt.
  2. Corona-App „scharf“ stellen.
  3. Vollgas in Sachen Digitalisierung insbesondere in der Bildung.

Das ist natürlich alles nicht so trivial wie hier beschrieben und durchaus komplex. Aber in der Politik sollte man wenigsten anfangen über solche Optionen nachzudenken statt „alternativlos“ nur über die Dauer des Lockdowns zu diskutieren.

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