Proporz Helau!

21.02.2023
Andy Keck
Proporz Helau!

In Kürze stellt die FDP Oberbayern ihre Liste für die im Herbst anstehenden Landtagswahlen auf. Seit Monaten wird da bereits parteiintern um die besten Plätze gerungen. Nicht, dass das irrsinnig wichtig wäre – das bayerische Wahlrecht zählt einfach die Stimmen, die die einzelnen Kandidaten bekommen und deshalb ist die Reihung der Kandidaten auf der Liste erstmal zweitrangig. Mit Ausnahme des ersten Platzes, der durch das Wahlrecht und das Verhalten der Abstimmenden privilegiert sind – einfach deshalb, weil viele Bürger bei der Zweitstimme der Einfachheit halber den ersten Kandidaten ankreuzen. 

Gemäß bayerischem Wahlrecht werden dann Erst-und Zweitstimmen zusammengezählt und die Liste bekommt dann eine neue Reihung. Unbekannte Kandidaten mit kleinen Stimmkreisen rutschen regelmässig nach hinten, bekannte und beliebte Kandidaten belegen nach der Wahl dann trotzdem vordere Plätze. Der Kandidat auf Platz 1 ist eigentlich kaum dort zu vertreiben. 

Ab Platz 2 ist dann eigentlich alles offen. Es zählt das absolute Ergebnis an Erststimmen im eigenen Stimmkreis plus die Zweitstimmen im gesamten Wahlkreis, in unserem Fall Oberbayern.

Was daran  ist jetzt karnevalesk? 

Nun, die Plätze 1 und 2 sind quasi reserviert für den Fraktionsvorsitzenden und seine Stellvertreterin. Da hat dann auch der parteiinterne Proporz eine glückliche Hand. Martin Hagen ist nicht Münchner und Julika Sandt Münchnerin und Frau. Helau. Das passt. 

Platz 3 ist dann für einen Oberbayern reserviert, der nicht aus München kommt. Da darf dann auch ein Mann kandidieren, weil der Proporz gerne auch hätte, dass gleich viele Frauen und Männer auf der Liste sind. Zumindest in den öffentlichkeitswirksamen Top Ten. 

Der Platz 4 geht dann wieder an München. Allerdings wird hier erstmals das Thema Mann-Frau schwierig – je nachdem wer den Platz 3 erobert.

Wir werden sehen. 

Spannend wird es auf der 7. Da kommt auf einmal eine Vorfeldorganisation der Partei namens JuLis und reklamiert einfach mal diesen Platz für ihren Landesvorsitzenden. Begründung: "Die Jugend muss auch vertreten sein". Und da die JuLis mächtig sind innerhalb der Partei, traut sich dann kein anderer oder keine andere dagegen zu kandidieren – egal was man von diesem Kandidaten hält. Nachvollziehbar. 

OK, aus meiner Sicht sollten aber auch Ältere vertreten sein. Und jemand aus der LQBTQ-Community. Und save auch viele Frauen. Und unbedingt jemand aus der Wirtschaft, am besten aus dem Mittelstand. Und ein Christ oder Christin, gerne auch ein Muslim oder eine Muslima. Am besten jeweils einmal Mann/Frau/Divers. Habe ich was vergessen? Ach ja die Kinder – also mindest eine junge Mutter oder einen jungen Vater. Die haben aber wenig Zeit und kandieren eher selten dafür – blöd. Aber jetzt gehen eh die Plätze unter den Top 10 aus. 

Und dann haben wir ja noch die Delegierten, die eigentlich lieber eine echte Auswahl statt Proporz hätten.

Ich sehe zwei Lösungen für das Dilemma.

Die FDP gibt jeder ihrer Vorfeldorganisationen einen, besser zwei oder drei wegen der Genderproblematik, reservierte Plätze unter den Top 10.  Besser Top 20, sonst reicht es wahrscheinlich nicht. 

Also, liebe Vorsitzende von JuLis, Liberaler Mittelstand, Liberale Senioren, Liberale Frauen, Liberale Schwulen und Lesben (LiSL), Liberale Christen und wen es da sonst noch so gibt, meldet eure Ansprüche an und sorgt für die gebotene Vielfalt auf der Liste.

Oder die FDP Oberbayern verzichtet auf den Proporz und jeder darf und soll kandidieren, wo er will. Ohne irgendwelche „reservierten“ Plätze. Ich werde als Delegierter jedenfalls keine Kandidaten wählen, die ich nicht will. 

Zur Not wird es halt ein Nein. 

Und wenn das dann die Mehrheit der Delegierten auch so macht, klappt das mit dem Proporz auch nicht mehr. Also, Schluss mit der Bevormundung, Freiheit für uns Delegierte! 

Ein dreifaches Helau und Alaaf!

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